Sunday, 9 November 2008

Die Handlung

Was wäre wenn
  • Anton Wilhelm Amo, der als Kind versklavt nach Deutschland verschleppt wurde und als der erste Schwarzer Philosophieprofessor an deutschen Universitäten in die Geschichte einging, geboren 1713,
  • Henriette Alexander, die sich als Kindermädchen verdingte, geboren 1817,
  • Billy Mo, der durch die Interpretation deutscher Schlager Aufsehen erregte, geboren 1923,
  • Fasia Jansen, die ihr Leben dem politschen Widerstand widmete, geboren 1929 und
  • May Ayim, die als Poetin und Aktivistin zu einer wichtigen Identifikationsfigur vieler Schwarzer Deutscher wurde, geboren 1960...

Was wäre wenn diese fünf Persönlichkeiten in einem zeitlosen Raum aufeinander träfen?

Der junge Autor Tyrell hat den Auftrag, ein Theaterstück zur Ausstellung "Homestory Deutschland" zu schreiben. Um dem entstehenden Stück eine Struktur zu geben, reflektiert Tyrell über die Zusammenhänge und Phasen, die das Leben eines Schwarzen Menschen in Deutschland prägen; Kindheit, An- und Abwesenheit von Familie bzw. Familienangehörigen, Liebe, Aspekte wie Beruf und Berufung, sowie ein - wie auch immer geartetes - politisches Engagement. Da alle ProtagonistInnen bereits verstorben sind, macht sich Tyrell auch Gedanken, um deren Tod und Vermächtnis.

Ohne es zu wissen, beeinflusst er mit seinen Fragestellungen und Gedankengängen das Gesprächsgeschehen und Agieren der fünf historischen ProtagonistenInnen. Denn Amo, Henriette, Billy, Fasia und May haben sich längst in einer Parallelwelt zusammengefunden. Sie lernen sich kennen, entdecken sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede und streifen im Austausch ihrer Biographien diverse Epochen deutscher Geschichte. Ent- und ermutigende, schmerzhafte, fröhliche und hinterfragende Erinnerungen tauchen auf und werden sowohl für die ProtagonistInnen, als auch für das Publikum so plastisch, dass sie seh-, hör- und spürbar sind.

Letztlich widerfährt Tyrell etwas, was wohl dem Traum eines jeden Drehbuchautoren nahe kommen mag. Er stolpert in sein eigenes Bühnenstück. Doch während die ProtagonistInnen Tyrell mit Fragen über Schwarzes Leben in Deutschland im Jahr 2008 bestürmen, fallen ihm nur zwei Fragen ein: "Was hätte aus der Geschichte jeder und jedes Einzelnen eine wirkliche Homestory gemacht? Was hätten sich May, Fasia, Henriette, Billy und Amo vom Leben gewünscht, um ihren Geschichten ein Happy End zu verleihen?"

Friday, 7 November 2008

Die szenische Lesung

Sharon Otoo, Nisma Cherrat, ManuEla Ritz, Lesung in August 2008

Die szenische Lesung Homestory Deutschland. Gelebt-erlebte Schwarze deutsche Geschichte(n), die an die Austellung anschließt, entstand 2008 und erfreut sich - ähnlich wie die Ausstellung selbst - immer größer werdenden Interesses. Für die Lesung liegen bereits Anfragen unter anderem aus Tübingen, Hamburg, Berlin, den USA und England vor.

Feedback der Lesung im August 2008

Mit Herz, viel Feingefühl und Respekt wurde die Geschichte erzählt von Menschen - die auch besonders für mich - Geschichte geschrieben haben. Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart schließen einen Kreis und zeigen einem - inklusive Gänsehautmomenten - dass es schon immer schwer war und wohl auch noch sein wird – doch dass sich die Arbeit und Hoffnung trotzdem lohnt. Wunderbares Stück. Dankeschön.

Ein wirklich wichtiger Beitrag sowohl für ein Theater- als auch Biographiegeschichte. Die Inszenierung einer Autorenfigur in die eigentliche Handlung spiegelt die komplexe Verschränkung Schwarzer Geschichte in Deutschland wunderbar wider. Dieses Stück spricht eine breite Theaterlandschaft an und ist eine Bereicherung für die deutsche Geschichte.

Homestory Deutschland beeindruckte mich durch die Vorstellung des unmittelbaren Kontaktes der Verstorbenen mit ihrer Zukunft, Verstorbenen die den Jetztlebenden noch bekannt waren. Dialoge, die auch früher geführt wurden und jetzt untereinander, miteinander aufgeschrieben werden. Erinnerungen, die die Lebenden berührt. Liebevolle Blicke, die uns zum genaueren hinsehen zwingen. Aufeinander aufpassen und die Vergangenheit in die nächste Generation tragen.

Ich glaube, es ist wichtig, beim Tanzen nie unsere Kinderschuhe zu vergessen...

Wednesday, 5 November 2008

Die Ausstellung


Die Ausstellung "Homestory Deutschland - Schwarze Biographien in Geschichte und Gegenwart", wurde von der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" (ISD Bund e.V.) sowohl initiiert, als auch organisiert und von der Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Projektes "Africom" gefördert.

Die Ausstellung präsentiert 26 Biographien Schwarzer Menschen, die im Laufe von drei Jahrunderten in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt hatten bzw. noch haben. Seit August 2006 ist die Wanderausstellung in zahlreichen Städten Deutschlands zu sehen. Seit November 2008 tourt eine Kopie der Ausstellung durch die verschiedensten Goethe-Institute Afrikas.

Weitere Anfragen aus den USA liegen für das Jahr bereits vor.